Nach Schließung der Gotland-Kita Kölner Verein möchte Schwedenhaus nutzen
Südstadt – Ela Lichtenberg hat eine Vision, die sie mit 773 anderen Menschen teilt. Sie möchte aus dem Gotland-Kindergarten im Volksgarten eine bürgernahe Bildungs- und Begegnungsstätte machen. Dafür hat sie mit zahlreichen Mitstreitenden den Verein Gotland e.V. gegründet und eine Online-Petition gestartet. Auf der Internetseite kann man nun tagesaktuell sehen, wie viele Leute das Vorhaben unterstützen. „Wir wollen das Gebäude im Sinne des Stifters nutzen. Als eine bürgernahe Bildungs- und Begegnungsstätte, für unterschiedliche Generationen und Bevölkerungsgruppen, die hilft, eine vielfältige Zukunft zu gestalten. Wir wollen Gemeinschaft bilden und gemeinnützig sein. Wir richten uns in erster Linie an Menschen aus der Nachbarschaft, zu der zum Beispiel Familien, Alleinerziehende, Senioren und Obdachlose gehören“, beschreibt Ela Lichtenberg kurz und knapp die Idee. Der Stifter sitzt übrigens in Schweden.
Das Gebäude wurde der Stadt Köln nach dem Zweiten Weltkrieg vom Schwedischen Roten Kreuz geschenkt, um bedürftige Kinder zu unterstützen. Die erhielten dort Essen, die sogenannte Schwedenspeisung. Jahrzehntelang war in dem Holzhaus ein städtischer Kindergarten untergebracht, der seit Sommer geschlossen ist, weil das Haus aus wirtschaftlichen Gründen nicht sanierungsfähig sei, so die Verwaltung. In einer umfangreichen Mitteilung für die Bezirksvertretung Innenstadt zählte die Gebäudewirtschaft die Mängel am „Schwedenhaus“ auf.
Ela Lichtenbergs Kinder haben die Gotland-Kita besucht. Sie hat keinen Verwesungsgeruch wahrgenommen, kann aber die Schwierigkeiten beim Öffnen und Schließen der Fenster ur-schwedischen Fensterläden bestätigen.
„Allerdings ließen sich diese Schwierigkeiten lösen, indem handelsübliche Löffel zum Einsatz kamen.“
Die beiden Gründerinnen von Gotland e.V., Bettina Wente und Ela Lichtenberg haben mit einem Architekten einen Rundgang durch das Gebäude gemacht. „Auch ihm als Profi erscheint der Zustand des Gebäudes bei weitem nicht so schlimm, wie die Verwaltung schreibt.“
Der Verein hat bei der Verwaltung einen Antrag auf Nutzung des Schwedenhauses gestellt. Man hat viel vor: Dienstags bis freitags soll es ein Café geben. Eine Gartengruppe soll sich gründen. Das Kursangebot in dem Nachbarschafts-Zentrum soll reichen von Fußball für Kinder, Senioren-Bingo, Kochen, Extra-Zeit zum Lernen, um Corona-Defizite aufzuholen, Ukulele spielen, Yoga, Keramik-Werkstatt bis hin zu Angeboten des Jungen Literaturhauses. 30 Leute haben zugesagt, ehrenamtlich kostenlose Kurse anzubieten. Darüber hinaus hat man auch institutionelle Mitstreiter gewinnen können. Die KG Ponyhof ist ebenso mit von der Partie wie die Offene Kunstwerkstatt Köln, die Lutherkirchen-Gemeinde, das Klangbüdchen und das Orangierie-Theater.
Jetzt warten die Gotland-Leute nur noch auf ein Zeichen der Verwaltung, die das Vorhaben prüfen. Besonders freuen würde sich der Verein über eine Einladung des Rats der Stadt Köln, um das Projekt vorstellen zu können. Ela Lichtenberg hofft auf grünes Licht, auch im Interesse des Gebäudes: „Es wäre schlecht, wenn das Holzhaus im Winter nicht beheizt würde. Unbelebt könnte das Gebäude dann im Frühjahr tatsächlich in dem Zustand sein, dem ihm die Verwaltung schon jetzt zuschreibt.“
Kölner Stadt-Anzeiger – Text: Stefan Rahmann