Das Schwedenhaus soll bleiben
Innenstadt (ha). Ein Geschenk droht zu verfallen: Das rote Holzhaus im südlichen Bereich des Volksgartens erhielt die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg von der schwedischen Regierung als Zeichen der Wiederannäherung beider Staaten. Zunächst als Speisestelle für hungernde Menschen genutzt, entstand dort eine Kita. Die Stadtverwaltung schloss den Hort 2021 nachdem bauliche Mängel festgestellt worden waren. Neben zahlreichen Eltern sprach sich auch die Bezirksvertretung Innenstadt für einen Erhalt des Gebäudes aus, sollte dieses den Kriterien eines Betriebes entsprechen. Nach Monaten des Stillstands bleibt die Immobilie jedoch weiterhin verlassen.
Mit der Gründung des Vereins Gotland e.V. wollen Anwohner*innen nun ein Zeichen für die Zukunft des Gebäudes setzen. Während eines Interims soll in der Anlage eine gemeinnützige Begegnungsstätte für Jung und Alt entstehen. Dabei sind Offerten aus den Bereichen Musik, Literatur, Malerei, Nähen, Sport, Kochen und Neue Medien geplant. Offene Lernangebote, Bingo- sowie Diskussionsabende und ein Café ergänzen das angedachte Programm, für das rund 40 Dozent*innen eine ehrenamtliche Leitung zugesichert haben. Zum Team gehören zudem Psychologen, Pädagogen und Köche. Unterstützung erfährt das Projekt von Einrichtungen wie dem Orangerie Theater, dem Kölner Literaturhaus, den Südstadt-Kinderärzten, dem Rondorfer Haus der Familie sowie der Offenen Kunstwerkstatt Köln-Süd.
„Ich sehe viel Potenzial in dem Gebäude“, berichtet Vereinsmitgründerin Ela Lichtenberg, deren Kinder den Kindergarten im Park besuchten. Nachdem die inoffizielle Prüfung eines Architekten grünes Licht für eine Weiternutzung nach Sanierungsarbeiten signalisierte, vermutet ihre Mitstreiterin Bettina Wente eine Schließung aus wirtschaftlichen Gründen: „Mit zwei Gruppen à 20 Kindern war die Kita einfach zu klein. Ein Anbau war aus Gründen des Naturschutzes unrealistisch. Nicht der Zustand, sondern die Unrentabilität des Objekts war meines Erachtens der Hauptgrund für die Schließung“, mutmaßt die Vereinsvorsitzende. „Je länger das Haus brach liegt, umso schwieriger wird eine Sanierung. Es muss schnell etwas passieren“, so die Filmproduzentin. Mit einer zunächst befristeten Weiternutzung sollen die Grundlagen für einen langfristigen Betrieb der Einrichtung, beispielsweise in Form einer Erbpacht, gelegt werden. Bezirksbürgermeister Andreas Hupke sprach sich ebenfalls für eine baldige Entscheidung aus: „Wir wollen bis Ende des Jahres eine Beschlussvorlage, in der wir darüber befinden können, wer von den Bewerbern den Zuschlag erhält. Bisher existiert keine derartige Vorlage.“ Eine Entscheidung falle vermutlich erst Ende Januar. „Mit uns wird ein Abriss des Gebäudes nicht zu vereinbaren sein“, betonte er. Infos zum Verein auf www.gotland-ev.de.
Kölner Wochenspiegel – Text: Angelika König